Anfang 2024 hat FINDORFF GLEICH NEBENAN Cornelia Wiedemeyer, Ortsamtsleiterin im Bremer Westen, interviewt. Wir fragten am Jahresanfang unter anderem zu den Themensetzungen in der Lokalpolitik für2024:
FINDORFF GLEICH NEBENAN: Welches sind Themen, die die Lokalpolitik aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren bestimmen werden ?
Cornelia Wiedemeyer: Ein großes Thema wird die Entwicklung des GESTRA-Geländes ein. Zwei wichtige Fragen sind: Wie geht es auf dem Grünzug am Torfkanal weiter – und wie mit dem Bildungscampus Dresdener Straße. Ein weiteres Thema ist sicherlich nach wie vor die ungelöste Neuordnung der Parksituation in Findorff. Die Jugendbeteiligung muss unbedingt neu aufgestellt werden. Der Stadtteil bekommt eine neue Kita und einen Bildungscampus. Darüberhinaus wichtig: Wie gestalten wir die Öffentlichkeitsarbeit durch den Beirat Findorff, um mehr Bürgerbeteiligung zu erreichen, mehr Menschen für Lokalpolitik zu gewinnen ? Mein Ziel ist es, gemeinsam mit dem Beirat Findorff möglichst viele Erfolge zu produzieren.
Rückblick auf das inzwischen abgeschlossene Jahr 2024: Welche Erfolge hat der Beirat Findorff zwei Jahre vor Legislaturende bisher tatsächlich »produziert« und als echte Erfolge vorzuweisen? Wir machen anhand des Jahresrückblicks im »Weser Kurier« den Check:
1. Rettungssicherheit im Stadtteil
Wir lesen: »Im Sinne der Sicherheit sollen bereits im ersten Quartal des neuen Jahres klare Regelungen geschaffen werden, um die freie Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge zu gewährleisten.«
Tatsache ist: Bis zum Ende des 1. Quartals sollen in 16 Findoffer Straßen die ersten Maßnahmen abgeschlossen sein. Um die 80 illegale Parkmöglichkeiten werden wegfallen. Die Parkraumneuordnung für Findorff ist laut ASV und Innenbehörde ebenfalls »in Arbeit« und folgt später. Wird das klappen? Daumen weder hoch noch runter – sondern Abwarten und Tee trinken, wie der Beirat mit den zu erwartenden Protesten (Remember: Bewohnerparken) diesmal umgehen wird.
2. Autoposer in der Münchener Straße
Wir lesen: »Nicht nur in der Überseestadt sind die berüchtigten „Raser und Poser“ ein Problem. Auch auf den schnurgeraden Findorffer Durchgangsstraßen tritt man gerne kräftig aufs Gaspedal. … Den genervten Bürgerinnen und Bürgern wurde geraten, die Belästigung nicht stillschweigend über sich ergehen zu lassen, sondern Beobachtungen sorgfältig zu dokumentieren, Orte, Zeiten und Fahrzeuge – idealerweise mit Foto - per E-Mail an die Adresse office@polizei.bremen.de zu melden.«
Tatsache ist: Die Polizei erscheint völlig hilflos – und die BürgerInnen haben gar nicht die technischen Möglichkeiten, um Posertum zu dokumentieren und erfolgreich anzuzeigen. Schweigen dazu im Beirat, statt diesen Skandal der Rechtsfreiheit lautstark öffentlich zu machen. Daumen runter.
3. Hundeauslauffläche auf »Matschwiese«
Wir lesen: » Es ging um die Idee, auf der Wiese neben dem Blumenweg am Weidedamm eine Hundefreilauffläche einzurichten. Zahlreiche Anwohner machten keinen Hehl aus ihrer Empörung.«
Tatsache ist: Am Ende wollte niemand die aus Beiratskreisen vorgeschlagene Hundefreilauffläche; nach den lautstarken Protesten der AnwohnerInnen und HundebesitzerInnen am Ende noch nicht einmal der Beirat selbst. Soviel Einigkeit im Protest muss man erstmal schaffen. Viel wertvolle lokalpolitische Zeit wurde durch einen undurchdachten Vorschlag sinnlos verplempert. Immerhin war man lernfähig – und demokratische Prozesse haben funktioniert. Dennoch: Daumen runter.
4. GESTRA Gelände
Wir lesen: »Im Herbst 2023 war der Auszug aus Findorff groß angekündigt worden. Mit ihm eröffnete sich die Aussicht auf die Entwicklung eines neuen Quartiers mitten im Stadtteil. Daraus wird so schnell nichts.«
Tatsache ist: Wie schon einmal vor zehn Jahren wurden diverse Begehrlichkeiten bei der Findorffer Lokalpolitik geweckt, für ein privatwirtschaftliches Gelände, über das die LokalpolitikerInnen gar keine Verfügungsgewalt haben. Peinliche Politikprotzerei, die Einflussmöglichkeiten suggerieren, die gar nicht gegeben sind. Das sollte man in Zukunft sein lassen (Vergleiche auch für unseren Stadtteil das politische Versprechen einer »Quartiersgarage«, die nie kommen wird). Daumen weder hoch noch runter.
5. Erweiterungsbau der Oberschule Findorff
Wir lesen: »Laut Schulleiter Jörg Helmke könne man in diesem Fall mit einer Fertigstellung nicht vor Mitte der 2030er-Jahre rechnen. Für Findorffer Grundschulkinder hieße das: Auf Jahre hinaus werden sie nicht davon ausgehen können, dass sie einen Schulplatz im Stadtteil erhalten.«
Tatsache ist: Mehr als den eigenen Unmut zu bisher zehn Jahren Anbauversprechen ohne jede Umsetzung äußern konnte der Beirat Findorff nicht. Immerhin forderte man laut Weser Kurier »die Senatorin für Kinder und Bildung auf, Sporthalle und Erweiterungsbau parallel, unverzüglich und schnellstmöglich anzugehen.« Nach zehn Jahren ohne konsequente Nachfragen und der Einforderung eines Zeitplanes als beirat gut gefordert, aber am Ende völlig wirkungslos, insbesondere angesichts der skandalösen Aussicht, das zukünftig nicht mehr alle Findorffer Kinder auch auf Findorffer Schulen gehen können. Diese schon länger vorhersehbare Entwicklung hat niemand verhindert. Daumen runter.
Butter bei die Fische: Welche Erfolge hatte der Beirat Findorff im Jahr 2024 vorzuweisen?
Butter bei die Fische – und nochmals die Frage: »Welche Erfolge hatte der Beirat Findorff im Jahr 2024 vorzuweisen?« Antwort: Leider weiterhin so gut wie gar keine. Die ehrenamtliche Arbeit im Beirat Findorff ist natürlich nicht einfach, aber muss man wirklich ganz so erfolglos sein? Na, dann drücken wir im Bundestagswahljahr die Daumen und wünschen mehr Glück für das Jahr 2025. Irgendwann MUSS es doch auch im Beirat Findorff mit einem echten lokalpolitischen Erfolg klappen – und vielleicht nach Jahren sogar auch mit einer zeitgemäßen Öffentlichkeitsarbeit online auf der entsprechenden Seite unter »Stadtteilangelegenheiten«, die seit 2023 redaktionell brach liegt, weil weiterhin niemand sich kümmert. Peinlich, diese nicht vorhandene »Contentpflege«, aber anscheinend aus Sicht aller Parteien im Beirat Findorff offensichtlich seit Jahren völlig egal: https://www.ortsamtwest.bremen.de/findorff/stadtteilthemen-1575
Text: Mathias Rätsch im Januar 2025
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