Ercan Yildirim zog 2011 von Ahaus in Nordrhein-Westfalen nach Findorff. Der gelernte Mechatroniker im Maschinenbau begeistert sich seit Jahren für die Fotografie. Neben Kompetenz, Know-how und Fachwissen bringt Ercan Yildirim viel Ehrgeiz mit. Janine de Vries kommt aus Findorff. Gemeinsames Ziel des eingespielten Duos ist es, aus jedem Shooting gemeinsam das Beste herauszuholen. Dazu zählt auch der gekonnte und entspannte Umgang mit den zweibeinigen KundInnen. Ercan Yildirim gilt als der Hundefotograf in Bremen und umzu – und hat mit »Hundefotografie für Anfänger und Fortgeschrittene« eine DVD veröffentlicht, um sein Wissen weiterzugeben. In naher Zukunft ist eine weitere DVD zum Thema »Retusche von Tierbildern« geplant. Alles Wissenswerte über Tierfotografie und alle Möglichkeiten für Fotoshootings sowie ausgesuchte Referenzen gibt es auf www.ey-fotografie.de
Ercan, Du fotografierst seit der ersten Ausgabe von FINDORFF GLEICH NEBENAN unsere Rubrik »Lieblingsorte« in Findorff. Deutschlandweit bist Du allerdings als Hundefotograf bekannt geworden. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Hunde in originellen Posen zu fotografieren und was passiert bei den Shootings, bei denen Dich Janine de Vries unterstützt ?
Ercan: Wir fotografieren Hunde in allen erdenklichen Situationen. Angefangen hat alles, als ich vor einigen Jahren bei einer Hundetrainerin gearbeitet habe und mir irgendwann meine erste Spiegelreflexkamera kaufte. Ich begann, Hunde zu fotografieren und fand sehr schnell Gefallen daran. Die Grimassen-Shootings von Hunden entstanden dadurch, dass Leute zuvor ähnliche Bilder auf facebook posteten und toll fanden, aber der Fotograf der Bilder für sie viel zu weit weg wohnte. Wir haben die Lücke im norddeutschen Raum gesehen und genutzt, indem wir solche Bilder angeboten haben.
Während der Shootings in Deinem Studio in Findorff arbeitest Du mit Janine zusammen, die Dir assistiert und mit ihrer positiven Art für eine entspannte Atmosphäre sorgt. Wie kam
es zu Eurer Zusammenarbeit ?
Janine: Es gab ein Shooting bei meiner Schwester, das Ercan fotografiert hat. Ich durfte als »Lichtschlumpf« helfen. Dabei sind wir ins Gespräch gekommen über »Special-Makeup«, das ich gut leisten kann. Wir haben dann gleich ein großes Projekt realisiert, bei dem ich die Effekt-Schminke gemacht habe. Es gab dann sehr schnell weitere Projekte, bei denen wir gut zusammengearbeitet haben – und so ist das bis heute.
Ercan, was schätzt Du an Janine besonders ?
Ercan: Sie ist in der Zusammenarbeit quasi meine »bessere Hälfte«, die mich unterstützt, viele eigene Ideen einbringt und mich auch ab und zu in den Allerwertesten tritt, wenn ich bei einem Projekt am Anfang nicht gleich so richtig loslegen will.
Janine, was schätzt Du an Ercan besonders ?
Janine: An Ercan schätze ich, dass er tatsächlich sofort loslegt, wenn man ihn in den Allerwertesten tritt. Oft ist er es aber, der sagt: »Komm, wir machen das jetzt einfach«, während ich noch zu viel nachdenke, weil ich mich zum Beispiel um die Finanzierung sorge. Und Ercan denkt von Anfang an immer sehr groß – eine Eigenschaft, die ich extrem faszinierend finde.
Eure Grimassenfotos von Hunden haben ein gewaltiges Medienecho ausgelöst. Wo wurde überall über Euch berichtet ?
Ercan: Alles fing mit einem großen Bericht in der BILD an, durch den Fernsehsender wie RTL, ZDF, NDR, SAT.1, RBB, Euromaxx und Euromaxx international auf uns aufmerksam geworden sind. Bei Radio Bremen in »buten un binnen« waren wir auch. Zeitungen wie der Weser-Kurier, Nordbuzz, das Magazin Löppt! und die Nordsee-Zeitung aus Bremerhaven haben über uns berichtet. Schön war auch eine Talk-Show, zu der wir nach Warnemünde in das Hotel Neptun zum Promi-Frühstück am Meer eingeladen worden sind.
Es geht auf Weihnachten zu. Originelle Geschenke sind gefragt. Kann Euch jeder als Hundefotografen für ein Shooting buchen ?
Ercan: Klar ! Wir freuen uns über jeden Auftrag.
Was kostet eine Session und was bekommen Herrchen oder Frauchen für ihr Geld ?
Ercan: Das ist davon abhängig, was gebucht wird. Das Angebot »Grimassen-Shooting« kostet beispielsweise 99,99 Euro. Dafür bekommt man das gewählte Foto in digitaler Form. Weitere Bilder gibt es gegen Aufpreis. Auf Wunsch lassen wir Bilder auch auf Leinwand produzieren und achten darauf, dass die Reproduktion qualitativ exakt so wird, wie wir uns das vorstellen.
Euer neuestes Projekt eröffnet uns ganz neue Sichtweisen. Es heißt »Unter Tieren«. Dabei fotografiert ihr Tiere von unten. Welche Intention verfolgt ihr damit, zum Beispiel Hunde oder Schildkröten aus dieser ungewöhnlichen Perspektive zu fotografieren – und wie geht das überhaupt ?
Ercan: Wie das geht ? Ganz einfach: Tier auf Platte !
Ich muss investigativ nachfragen: Herdplatte oder Glasplatte ?
Ercan: Nein, es ist schon eine ganz spezielle, sehr starke Glasplatte. Darauf wird das Tier gesetzt. Wir versuchen, es dazu zu animieren, möglichst einen Blick nach unten zu riskieren. Bei Hunden legen wir Futter auf die Glasplatte, damit das passiert.
Muss man ganz viel Erfahrung haben, um das Verhalten der Tiere gut einschätzen zu können – oder reagieren alle gleich, wenn es ein Leckerli gibt ?
Janine: Nein, Tiere sind ganz unterschiedlich. Man könnte fast sagen: Hunde sind auch nur Menschen. Manche Models brauchen tierisch lange, um mit der Situation warm zu werden. Andere widerum sind sofort dabei.
Fotografiert Ihr ausschließlich Models aus dem Tierreich oder kann man Euch beispielsweise auch ganz konventionell als Hochzeitsfotografen verpflichten ?
Janine: Wir sind breit aufgestellt, lieben es, neue fotografische Herausforderungen technisch und kreativ anzugehen und sind für alle Fotoideen offen, die wir gern realisieren – von den ganz klassischen Hochzeits-, Outdoor- oder Homeshootings bis zu ganz speziellen Aufträgen wie zum Beispiel »Bodypainting«.
Ercan, hast Du Vorbilder, die Dich beeinflusst haben ?
Ercan: Heute sind wir unsere eigenen Vorbilder. Anfangs war das Calvin Hollywood, ein deutscher Foto- und Digitalkünstler. Er hat mich zu Beginn sehr beeinflusst. Durch ihn bin ich dahin gekommen, wo ich heute bin.
Will man Dich live erleben, kann man als interessierter Amateur auch Lehrgänge und Workshops über »Grundlagen der Fotografie« bei Dir belegen. Was kann man dabei konkret lernen, wann und wo finden die Kurse statt und wie kann man sich darüber informieren ?
Ercan: Meistens melden sich bei uns AnfängerInnen in der Fotografie, die wenig wissen. Andere können gut fotografieren, aber beherrschen die Bildbearbeitung nicht. Manche können Bildbearbeitung, aber noch nicht so gut fotografieren. In meinen Lehrgängen und Workshops kann man beides lernen. Wer buchen möchte: Wir haben einen Shop. Alle weiteren Informationen gibt es auf unserer Internetseite.
Was ist für Euch Euer persönlicher »Lieblingsort« in Findorff und warum ?
Ercan: Früher war es der Bürgerpark, in dem ich gern fotografiert habe, aber seit ich beim Fotografieren jüngst von einem Verantwortlichen auf einem Fahrrad aus der Ferne grundlos übel angebrüllt wurde, was ich denn da machen würde, bin ich dort nicht mehr. Dieses merkwürdige Verhalten fand ich wenig korrekt. Es hat mich sehr geärgert. Heute ist mein Lieblingsort in Findorff das Studio, weil ich die Arbeit dort liebe.
Janine: Ich habe da keinen festen Ort. Ich finde, Findorff ist immer und überall einen Spaziergang wert.
Was würdet Ihr Euch für Findorff wünschen ?
Ercan: Ich wünsche mir einen »SATURN Markt« mit einer ganz großen Fotoabteilung, in der es alles gibt, was man sich als Fotograf wünscht.
Janine: Ich bin in meinem Stadtteil Findorff tatsächlich absolut wunschlos glücklich.
Interview: Mathias Rätsch, Fotos: Ercan Yildirim, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 8, 2018