MIT HANS PETER SCHNEIDER ÜBER DEN FINDORFFMARKT


Wer kauft am Dienstag und Donnerstag ein ?

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Hans Peter Schneider ist als Chef der Messe & ÖVB-Arena der »Herr der Hallen« auf der Bürgerweide und zugleich der innovative Kopf hinter Messekreationen wie »Fisch & Feines«, »Bremen Classic Motorshow« oder »jazzahead !«. Der gebürtige Saarländer und studierte Volkswirt kam 2001 nach Bremen. Privat ist Hans Peter Schneider Radsportfan. Als Ausgleich zum »Fulltime-Job« geht er wandern. Er ist überzeugter Findorffer und lebt mit seiner Familie seit 15 Jahren am Weidedamm. Mehr Infos auf www.findorffer-wochenmarkt.de

 


Herr Schneider, Sie sind seit vielen Jahren der Chef der Messe- & ÖVB-Arena in Bremen und seit Januar 2018 auch der alleinige Geschäftsführer der Bremer Großmarkt GmbH, die für die Wochenmärkte und damit auch für den Findorffmarkt zuständig ist. Welche Effekte soll die Zusammenlegung von Messe und Großmarkt unter einem Dach bringen  ? 

 

Die neue Gesellschaft führt die Messe Bremen & ÖVB-Arena und den Großmarkt zusammen. Gemeinsam unter einem neuen Dach sind jetzt das Frischezentrum Überseestadt, 39 Bremer Frischemärkte, darunter auch der Findorffmarkt, der Bremer Ratskeller und natürlich die ÖVB-Arena, Bremen Kongress und Messe Bremen. Der Gesellschafter möchte Synergien erzeugen, indem er die zwei Gesellschaften zusammenbringt. Die Bremer Großmarkt GmbH macht ja nicht nur die Bremer Frischemärkte, sondern auch Spezialmärkte wie jedes Frühjahr den »Lenzmarkt« in der Überseestadt oder das Stadtfest in Buchholz. Als Messe Bremen machen wir von der »jazzahead!« über die »DRAUSSEN« als Messe für Rad- und Freizeitsport bis zu medizinischen Kongressen eigentlich alles. Wir glauben, dass man in einer größeren Einheit zukünftig Spezialveranstaltungen besser neu kreieren kann – eventuell in der Bremer Innenstadt oder auf dem Gelände des Großmarktes. Wir haben seit jeher eine hohe Kompetenz im Bereich Lebensmittel. Wir machen zum Beispiel die »Fisch & Feines«, »Fish international« und »GASTRO IVENT«. Ich wäre froh, wenn ich noch mehr MieterInnen im Großmarkt als AusstellerInnen hätte und der Großmarkt wäre sehr froh, wenn er alle FachbesucherInnen aus der Gastronomie, die unsere Messen bereits besuchen, auch auf dem Großmarkt begrüßen dürfte. Es ist das große Rad, welches wir drehen wollen. 

 

Sind Einspareffekte wie Personalabbau geplant  ?

 

Es wird keinen Personalabbau geben. Der Gesellschafter hat gegenüber der Belegschaft eindeutig bekundet, dass es keinerlei betriebsbedingte Kündigungen geben wird. Die braucht es aus meiner Sicht auch nicht. Wir verdienen unser Geld selbst am Markt über unsere BesucherInnen, AusstellerInnen oder VeranstalterInnen, die uns ganze Hallen abmieten. Wir werden über zusätzliches Geschäft durch mehr Veranstaltungen und damit mit mehr BesucherInnen auch mehr Umsatz machen. 

 

Mit bis zu 100 HändlerInnen gilt der Findorffmarkt als ein »Erfolgsmodell«, wie man KundInnen auch außerhalb des Stadtteils erreicht. Das gelingt gut am Samstag, an dem es zumeist rappelvoll ist. Am Dienstag und Donnerstag gibt es allerdings oft große Lücken. Die Marktsprecherin Marie Pigors sagt, der Großmarkt Bremen, der den Etat verwaltet, reagiere bisher zu langsam. Es fehle an Modernität und die Potenziale des Marktes würden nicht ausgeschöpft werden. Hat sie recht  ?

 

Es ist mir zu einfach, nur eine Person verantwortlich zu machen. Das hat ja auch nicht funktioniert. Ich sehe, dass sich der Findorffmarkt verändert. Ich höre von Freunden, dass sie gern am Samstag kommen würden, aber keinen Parkplatz finden. Am Samstag funktioniert der Markt sehr gut, aber für jemanden aus Schwachhausen oder Bremen-Nord, der mit dem Auto kommt, gibt es keinen Parkplatz. Wir haben einen riesigen Parkplatz vor den Messehallen. Hier könnten wir einen Shuttle-Service zum Wochenmarkt einrichten, welcher die BesucherInnen auf den Findorffmarkt bringt . Die rückläufigen Besucherzahlen am Dienstag und Donnerstag sind ein Problem. Aber wer kauft am Dienstag und Donnerstag ein  ? Das sind die jungen Alten und  die direkten AnwohnerInnen. Was macht denn einen Wochenmarkt wie den bei uns in Findorff aus ? Einen Markt macht aus, dass wir frische, gesunde und bekömmliche Produkte haben. Der Findorffmarkt ist den Supermärkten in Hinblick auf Kriterien wie Vielfalt und Frische überlegen.

 

Vom Großmarkt initiierte Marketingmaßnahmen für den Findorffmarkt waren bisher Aktionen wie Korbflechten oder Gewinnspiele an der Drehscheibe. Es wurden Anzeigen  geschaltet, Jutebeutel verschenkt und Trikots gesponsert. Kann ein wenig einfallsreiches Marketing wie in den Siebziger Jahren weiterhin die Antwort auf eine rückläufige Kundschaft sein  ? 

 

Findorff ist glücklicherweise nicht überaltert. Wir haben erfreuliche Zuzüge von jungen Leuten im Stadtteil. Wir müssen uns verstärkt um diese Zielgruppe bemühen. Das sind zum Beispiel junge Familien mit Kindern. Junge Eltern legen großen Wert auf gute Ernährung. Warum machen wir mit Kindergärten nicht Führungen über den Markt, wie wir das auf der Messe auch für die »Fisch & Feines« machen ? Ein Vierjähriger wird zwar nicht in zwei Jahren die Gänsekeule auf dem Markt kaufen, aber ich glaube, die Kindergärten und Schulen im Stadtteil würden das Thema »Gesunde Ernährung« gern aufnehmen. Wir müssen über die Findorffer Medien die Kinder und als EntscheiderInnen junge Eltern wieder an den Markt heranführen. Die Kinder von heute sind die KundInnen von morgen. Für den Findorffmarkt geben wir uns am Samstag eine wahnsinnige Mühe. Da kommt der Starkoch angereist und »Mister Swing« singt. Warum machen wir das am Samstag, wenn es sowieso schon voll ist ? Das ist für mich eine Vergeudung von Ressourcen. Warum machen wir nicht ähnliche oder andere Aktionen am Dienstag und Donnerstag  ? 

 

Bei jungen Paaren und Familien arbeiten heute oftmals Mann und Frau, beide nicht selten ganztägig. Das hat Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten. Dazu ein Zitat aus der Wirtschaftswoche: »Ähnlich wie bei der Werbung für einzelne Produkte müssen nun auch Märkte und HändlerInnen zielgruppenspezifisch werben und die Konsumenten da abholen, wo sie stehen. Wo sich also vorher Autobauer überlegt haben, wie sie das neue Modell bewerben, damit es Begehrlichkeiten weckt und gekauft wird, muss der Discounter im Gewerbegebiet nun eine Strategie finden, wie er die jungen Arbeitnehmer mit 50 Stunden-Woche oder die berufstätige junge Mutter ins Geschäft lockt.« Dieses Zitat bezieht sich übrigens auf die Media-Märkte, die ja eigentlich sehr gut wissen, wie Werbung geht. Wie kann es gelingen, verstärkt auch junge Zielgruppen anzusprechen  ?

 

Wenn man den Kampf um neue Zielgruppen nicht aufnimmt, wird man den Kampf nicht gewinnen. Ich wundere mich, wenn ich morgens zu »EDEKA«, »REWE« oder in die Bremer Innenstadt gehe: Es gibt auch an einem Dienstag um 10:00 Uhr tatsächlich Menschen, die dort einkaufen ! Niemand kann mir also ernsthaft erzählen, dass um diese Zeit die ganze Bevölkerung arbeitet. Das ist faktisch nicht der Fall. Wenn es so wäre, könnten wir ja überall erst um 14:00 Uhr aufmachen. Gehen Sie auf unsere Messen wie die »HanseLife«, die insgesamt neun Tage läuft: Unsere Besucherzahlen sind am Vormittag keineswegs auf Null. Wir haben auch am Dienstag um 10:00 Uhr oder 11:00 Uhr sehr viele Gäste – zugegeben weniger als am Samstag, aber die Menschen sind da. Diese Menschen erreichen wir mit interessanten Themen und durch gezieltes Marketing. Fazit: Am Samstag können wir uns auf einen Wartemarkt stellen und können sicher sein, dass alle hingehen und kommen. Abwarten ohne zu agieren geht am Dienstag und Donnerstag nicht. An diesen Wochentagen müssen wir etwas tun.

 


Wir müssen anfangen, die Weichen richtig zu stellen.

Der Findorffmarkt hat seit jeher wochentags von 8:00 Uhr bis 13:00 Uhr und am Samstag von 8:00 Uhr bis 14:00 Uhr geöffnet. Sind flexiblere Öffnungszeiten ein guter Ansatz für mehr Kundschaft  ?

 

Ich möchte zunächst etwas über die Öffnungszeiten am Samstag sagen. Am Samstag hat der Findorffmarkt bis 14:00 Uhr offiziell geöffnet. Aber das steht nur auf dem Papier. Gehen Sie mal um 13:00 Uhr auf den Markt, um einzukaufen. Ich persönlich kann den Markt erst sehr spät besuchen. Wenn ich um 13:00 Uhr da bin, herrschen Unruhe und Hektik. Zu dieser Zeit wird von einigen HändlerInnen schon zusammengepackt. Als Marktbesucher sage ich dazu ganz klar: Das geht nicht. Entweder ist es 14:00 Uhr und dann geht der Markt auch bis 14:00 Uhr oder wir enden offiziell um 13:00 Uhr. Andererseits beginnen wir morgens absurd früh. Müssen wir um sechs Uhr wirklich schon anfangen  ? Wer geht so früh schon auf den Markt ? Wir sollten die Öffnungszeiten tatsächlich diskutieren. Vielleicht müssen wir die Marktzeiten schieben. Aber das kann auch kein Marktmeister allein entscheiden. Es ist empfehlenswert, sich Rat von außen hinzuzuholen. Dazu sollten wir Gespräche mit ExpertInnen führen, die Erfahrung haben. Auch eine Veränderung wie neue Marktzeiten muss geübt und vermittelt werden. Ich gebe zu bedenken: Wenn für die verschiedenen Märkte die Öffnungszeiten unterschiedlich sind, ist es auch für die KonsumentInnen sehr schwer. Die sind dann schnell irritiert. Alle Märkte sollten die gleichen Öffnungszeiten haben. 

 

Gibt es bei den Marktleuten, deren Job ja nicht ohne ist, zu Veränderungen eigentlich eher ein Beharrungsvermögen oder steigt die Einsicht, auch einmal etwas Neues zu wagen  ? Ein  interessantes Beispiel ist der »Nachtmarkt« auf dem Hamburger »Isemarkt«, der zu kundenfreundlichen Einkaufszeiten von 16:00 Uhr bis 22:00 Uhr als »After-Work«-Treffpunkt im Herzen der Reeperbahn auf dem Spielbudenplatz stattfindet. Oder überfordern solche Ideen Findorff und Bremen  ?

 

Ideen sind immer dann gut, wenn man am Ende die Kraft hat, die Ideen auch in die Tat umzusetzen. Die Frage, ob ein Nachtmarkt sinnvoll ist, sollte man ebenfalls zunächst mit den HändlerInnen besprechen. Wir sollten nicht den Fehler machen, zu glauben, dass alles, was auf dem »Isemarkt« funktioniert, auch auf dem Findorffmarkt funktioniert. Aber wir müssen gemeinsam über neue Möglichkeiten nachdenken und erstmal hören, welche Ideen es gibt, damit die Marktleute in Bremen neben den bestehenden KundInnen auch neue KundInnen mitnehmen können. Wir tun ja manchmal so, als sei der Markt wie ein Regal im Supermarkt. Aber das ist nicht so. Wer auf dem Findorffmarkt einkauft, der kennt seine sechs bis sieben HändlerInnen mit den jeweiligen Vornamen. Deshalb ist es eigentlich ganz einfach, persönlich bei den KundInnen nachzufragen, was sie von »ihrem« Markt zukünftig erwarten. Wir müssen viele Dinge überlegen. Ich will die Aufgabe mit der Aufgabe eines Musikproduzenten vergleichen: Der hat ein Mischpult vor sich. Das hat 200 Regler und Knöpfe. Es gibt aber nicht nur die zwei Regler, an denen man drehen muss, um den perfekten Sound und die richtige Lautstärke einzustellen. 

 

Viele KundInnen kaufen in den zahlreichen Supermärkten, die es im Stadtteil gibt. Die sind günstig und im Angebot gut aufgestellt. Allein »REWE« ist mittlerweile mit drei Filialen an der Hemmstraße vertreten. Der Handelskonzern hat als Marke den Claim »REWE. Dein Markt.«. Diese Positionierung ist meiner Ansicht nach sehr clever, weil damit von einer Supermarktkette ein Image besetzt wird, das eigentlich den Märkten als Ursprung allen Handels gut zu Gesicht stehen würde  ...

 

Es gibt sehr oft das Argument: »Man kann eigentlich nichts machen.« Es gibt sehr oft das Argument: »Die Supermärkte sind derart gut geworden, dass wir als Wochenmarkt keine Chance mehr haben.« Das halte ich für totalen Unsinn. Natürlich haben sich die Supermärkte verändert. Die Qualität dieser Anbieter ist heute viel besser als noch vor zwanzig Jahren. Darauf müssen auch die Wochenmärkte mit frischen Ideen reagieren. 

 

Angesichts dieser starken Konkurrenz ist aus meiner Sicht bisher viel zu wenig passiert. Warum ist eine zeitgemäße Positionierung für die Zukunft der Bremer Märkte erforderlich  ? 

 

Seit Jahren diskutieren Pessimisten in der Messewelt: Die Menschen müssen im Internetzeitalter nicht mehr auf die Messen gehen, es gibt immer mehr Angebote im Internet und man kann sich Ersatzteile oder Rennräder auch online im Netz bestellen. Eine fatalistische Einstellung ist Quatsch  ! Selbstverständlich haben auch wir als Messe auf die Konkurrenz in den virtuellen Märkten reagiert: Wir haben uns neu primär als Treffpunkt positioniert. Weil die anderen Lebensmittelanbieter besser geworden sind, müssen sich auch die Wochenmärkte neu positionieren. Sich weiterentwickeln und zeitgemäß ausrichten: Das machen Werbeagenturen, das machen Brauereien – das machen alle Branchen. Es gibt kein Gewerbe, das einfach ist und statisch verharren kann. Der Findorffmarkt ist ein sehr gutes Produkt. Aber wir wissen auch: Die meisten Fehler macht man, wenn es einem gut geht. Wir müssen jetzt und heute darüber nachdenken, wie wir unser Terrain verteidigen und neues Terrain dazugewinnen. Wir sollten im Bereich der sozialen Medien aktiver werden. Über Kanäle wie »facebook« kann man Rezepttipps oder tolle Bilder von frischen Angeboten kommunizieren. Es geht nicht nur darum, die vorhandenen KundInnen zu behalten. Es geht darum, neue Zielgruppen zu gewinnen. Und wo gibt es schönere Bildmotive als auf den Frischemärkten ? 

 

Der Findorffmarkt ist gleichzeitig auch ein Ort, an dem die  Menschen zusammenkommen. Man trifft und unterhält sich oder tauscht Neuigkeiten aus. Einkaufen in netter, entspannter Atmosphäre von unverpackten, ökologischen und hochwertigen Produkten: Reicht das, damit der Markt attraktiv bleibt  ?

 

Ich stimme Ihnen zu. Ich gehe nicht nur auf den Markt um einzukaufen, sondern der Markt ist für die BesucherInnen auch ein sozialer Treffpunkt. Ich habe mir in letzter Zeit gezielt viele Märkte in Bremen und Bremerhaven angeschaut und ich muss sagen: Die Aufenthaltsqualität auf dem Markt in Bremerhaven mit den vielen netten Cafés und Restaurants ist weitaus besser, als die auf dem Findorffmarkt. Wir brauchen – neben dem von uns geliebten »Espressomobil« – auch auf dem Findorffmarkt weitere Orte, an denen man sich hinsetzen und verweilen kann. 

 

Die MarktbeschickerInnen haben auch ein Nachwuchsproblem. Jüngere Generationen sind schwer zu gewinnen. Sie möchten sich den »Knochenjob«, bei dem der Arbeitstag tief in der  Nacht anfängt, nicht mehr antun. Gleichzeitig hören viele ältere Marktleute in den nächsten Jahren auf. Wo werden Sie bei diesem Problem ansetzen  ?

 

Auch da ist wieder das »Mischpult« für ein Zusammenspiel mit den verschiedenen Reglern wichtig. Wenn wir die Märkte attraktiver machen, klappt es auch mit dem Nachwuchs. Wir haben in Borgfeld einen sehr guten, kleinen Markt. Die überschaubare Größe mit einem abgestimmten Angebot ist dort ideal. Alle HändlerInnen kommen hinsichtlich der Einnahmen auf ihren Schnitt. Wenn auf diesem Markt einer der Händler in Rente geht, kommt sofort der Nächste. Erste Aussage: Ob man Nachwuchs gewinnt, hängt ganz entscheidend davon ab, wieviel Umsatz man auf dem Markt machen kann. Zweite Aussage: Der Findorffmarkt war in der Vergangenheit ein Wartemarkt. HändlerInnen mussten warten, um auf die Liste zu kommen. Der Marktmeister hat dann entschieden, wer dabei ist. Das hat sich mittlerweile geändert und ist heute nicht mehr so. Wir müssen uns auch neue Gedanken über die Vermarktung der Standplätze machen. Das war und ist bei der Messe übrigens nicht anders. Wenn wir eine Messe wie die »Fisch & Feines« machen, müssen wir von uns aus aktiv werden, um AusstellerInnen zu gewinnen, damit sie bei uns mitmachen. Aus eigener Initiative klopft bei uns keiner an. Dritte Aussage: Wir können zukünftig keine Leerstände auf dem Findorffmarkt mehr zulassen. Wir müssen jeden Quadratmeter mit Ständen besetzen. Wir müssen also auch abwerben – und ganz ehrlich: Findorff ist mir näher als Verden. Wenn wir Märkte in Borgfeld, Münster oder der Bretagne betrachten, zeigt sich deutlich: Erfolg ist möglich. Mir sind die geführten Diskussionen oft zu fatalistisch; mit wenig hilfreichen Aussagen wie: »Wir können doch nichts machen  !«, »Unsere Kundschaft stirbt aus  !« oder »Die Supermärkte werden immer besser  !«.

 

An den Tagen außerhalb der Marktzeiten liegt der zentrale  Marktplatz in Findorff quasi brach. Könnten die vorhandenen Flächen zwischendurch nicht kreativer genutzt werden – und dadurch viel mehr sein, als nur als ein langweiliger Parkplatz  ?

 

Ja und nein. Wenn Sie sich zum Beispiel den Sedansplatz in Vegesack anschauen, ist der Markt Endpunkt einer Einkaufspassage. Wenn Sie sich den Konrad-Adenauerplatz in Bremerhaven anschauen, liegt der mittendrin. Der Findorffmarkt ist zwar nur einen Steinwurf vom »Jan-Reiners-Center« entfernt, aber er hat in seiner Umgebung keinen urbanen Charakter, wie in einer mittelalterlichen Stadt. Ich plädiere deshalb dafür, dass endlich etwas am Bunker passiert. Einen besseren Ort für Gastronomie gibt es in ganz Bremen nicht. Als Findorffer habe ich übrigens eine Sehnsucht: Ich wäre sehr dafür, auf dem Marktplatz den einen oder anderen Spezialmarkt zu machen. Warum veranstalten wir dort nicht einen historischen Fahrradmarkt oder einen Spezialmarkt zum Erntedankfest  ? Es gibt auch einen Trend zum Thema »Selbermachen«. Dass man Lebensmittel wie Käse selbst macht oder wieder Sauerkraut einlegt, ist momentan angesagt. Ich bin mir sicher: Wenn wir dazu einen Spezialmarkt mit einem verkaufsoffenen Sonntag der Findorffer Geschäftsleute kombinieren, wären wir erfolgreich. »Vegan-in-Bremen« oder das »EISFEST« rund um den Schlachthof liefen zunächst nicht so gut, aber heute funktioniert es. Unsere direkten Nachbarn an der Bürgerweide denken darüber nach, wie sie neue Zielgruppen gewinnen können. Die machen das genau richtig. Sie denken heute darüber nach, wie man in zehn Jahren Zwanzigjährige als BesucherInnen haben kann. 

 

Die investigative Frage zum Schluss: Herr Schneider, kaufen Sie eigentlich selbst auf dem Findorffmarkt ein ?

 

Ich kenne den Findorffmarkt seit Jahren und besuche ihn nahezu jeden Samstag, um einzukaufen. Weil ich den Findorffmarkt gut kenne, kann ich sagen: Erfolg ist machbar. Wir müssen aber anfangen, im ehemaligen »Eisenbahnerstadtteil« die Weichen für die Strecke in eine erfolgreiche Zukunft richtig zu stellen.

 

Interview: Ulf Jacob, Mathias Rätsch, Foto: Bildplantage 13, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 5, 2018

 

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