deutliche VerschlechterungEN für die Findorffer Recycling-sTation geplant


Worum geht es?

Der von der Bremer Stadtreinigung (DBS) vorgestellte »Entwicklungsplan Recycling-Stationen 2024« sorgt für erheblichen Unmut in etlichen Bremer Stadtteilen. Dazu ein »Zwischenruf« von Anja Wohlers (Grüne), Beiratssprecherin für Findorff.

 

ANJA WOHLERS: Recycling-Station Findorff vollständig erhalten!


Was passiert mit der Findorffer Recycling-Station?

Die DBS beabsichtigt, die 15 bestehenden Recycling-Stationen in Bremen unterschiedlich »weiterzuentwickeln« und eine neue Station in Osterholz zu bauen. Unbestritten enthält das Konzept diverse gute Aspekte: Die Modernisierung und Angebotserweiterung einiger Stationen, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die MitarbeiterInnen vor Ort und anderes mehr sind vernünftige Ziele, die umgesetzt werden sollten und die wir sehr gerne unterstützen.

Daneben ist allerdings auch geplant, die Angebote und die Öffnungszeiten von sieben kleineren Recycling-Stationen – zu denen auch die in Findorff zählt – deutlich einzuschränken und diese in sogenannte »Grüne Stationen« umzuwandeln. Hinter dem wohlklingenden Begriff »Grüne Stationen« verbergen sich nichts anderes als eine Teilschließung und eine ganz erhebliche Einschränkung des Leistungsangebots. Statt bislang 44 Stunden soll die Station ab 2022 nur noch 15 Stunden in der Woche geöffnet sein. In den Wintermonaten soll die Station sogar ganz geschlossen werden.

 

Diese Pläne stoßen in den betroffenen Stadtteilen auf deutliche Ablehnung. Auch der Findorffer Beirat und sehr viele FindorfferInnen sprechen sich klar dagegen aus.

 

Die deutliche Verschlechterung für die FindorfferInnen und die sechs weiteren Stationen wird u. a. mit den Kosten begründet. Die Recycling-Stationen werden derzeit komplett über die Abfallgebühren finanziert. Dadurch, dass die Entsorgung jüngst wieder in die kommunale Verantwortung zurückgeführt wurde, sind die Kosten gestiegen. Um sowohl den weiteren Betrieb aller Stationen als auch die Modernisierung zumindest ausgewählter Standorte möglich zu machen, müssten die Gebühren – so wird gesagt –  deutlich erhöht werden. Aber müssen die Modernisierung und der Betrieb komplett aus den Gebühren finanziert werden? Es ist eine politische Entscheidung, ob die positiven Aspekte des Konzeptes umgesetzt und die deutliche Verschlechterung der Benutzerfreundlichkeit in vielen Stadtteilen dennoch verhindert werden sollen.

 


Wie sieht es in Findorff aus?

Die Findorffer Recycling-Station war, als sie 1985 gegründet wurde, die erste ihrer Art bundesweit. Sie ist fester Bestandteil der Entsorgungsstruktur im Stadtteil und wird rege genutzt. Die Menschen kommen zu Fuß, teilweise aus den Kleingartengebieten mit der Schubkarre, mit dem Rad und mit dem Auto. Hier werden Grünschnitt, Altmetall, Kleinelektroschrott, Korken, gelbe Säcke, Altpapier und noch mehr geordnet und sauber entsorgt und der Wiederverwertung zugeführt. Hier können wir uns aber auch mit regionalem Kompost, Häcksel und mehr versorgen, ohne mit dem Auto zum weit entfernten Baumarkt fahren zu müssen. So schätzen es nicht nur wir FindorfferInnen, sondern auch die Menschen aus den umliegenden Stadtteilen. Auch für viele WallerInnen und SchwachhauserInnen ist die Findorffer Recycling-Station »die Station ihrer Wahl«.

 

In der Zeit, in der sie Corona-bedingt komplett geschlossen war, wurden all diese Menschen auf die Station an der Blocklanddeponie umgeleitet – die Folgen waren u. a. eine zunehmende Vermüllung des Stadtbildes und lange Staus vor der Deponie. Autoverkehre, die wir nicht wollen und nicht brauchen. Sollte die DBS die vorgestellten Pläne umsetzen, wäre es nicht mehr ganzjährig möglich, die Wertstoffe, ohne Auto zu entsorgen. Dieses wäre eine klare Benachteiligung für all diejenigen, die ohne Auto leben – es wäre weder nutzerfreundlich noch ökologisch. Die vorgesehene Einschränkung des Leistungsangebots hätte sicherlich zur Folge, dass zukünftig weniger getrennt entsorgt würde. Es steht zu befürchten, dass vieles, was nicht unkompliziert »richtig« zu entsorgen ist, vermehrt in den Restmüll gegeben wird.

 

Der Findorffer Beirat fordert u. a. aus diesen Gründen einhellig den Erhalt des bewährten Angebots und die Wiederherstellung der bisherigen Öffnungszeiten. Bei allem Verständnis für die Einschränkungen während der Corona-Anfangszeit verabschieden wir beharrlich entsprechende Beiratsbeschlüsse.

 

Wie groß der Rückhalt in der Bevölkerung diesbezüglich ist, zeigte sich unmittelbar vor der Verwaltungsratssitzung der DBS, in der der »Entwicklungsplan 2024« verabschiedet wurde. Auf private Initiative wurden innerhalb von wenigen Stunden knapp 700 Unterschriften gesammelt, die sich gegen die Pläne aussprachen. Trotz Corona, trotz der unstrukturierten Sammlung, trotz der kurzen Zeit.

 


Wie geht es jetzt weiter?

Um den »Entwicklungsplan 2024« umzusetzen, muss das Abfallortsgesetz geändert werden.

Im Vorfeld dazu ist uns Beiräten jetzt ein Beteiligungsrecht zugebilligt worden. Ob wir hier nur kosmetische Änderungen erreichen, oder ob wir wirklich den Erhalt der Station sichern können, hängt aus meiner Sicht ganz erheblich davon ab, inwieweit der Unmut, den wir täglich auf den Straßen, in E-Mails und Telefonaten wahrnehmen, sichtbar gemacht wird.

Der Findorffer  Beirat nimmt den Ball der Unterschriftensammlung deshalb jetzt auf:

Wir werden ab Januar mit dem Bürgerverein, Leben in Findorff, der Klimazone-Findorff und gerne auch weiteren Institutionen Unterschriften dafür sammeln, die Recycling-Station Findorff vollständig zu erhalten. Wir wollen zeigen, dass »ganz Findorff« hinter dieser gemeinsamen Forderung steht.

 

Am Dienstag, den 8. Dezember 2020 um 18:00 Uhr steht das Thema »Recyclinghof – Auswirkungen des Beschlusses der DBS vom 25.11.2020« auf der Tagesordnung der virtuellen Sitzung des Bauausschusses. Eingeladen haben wir hierzu eineN VertreterIn der DBS sowie den Leiter des Recyclinghofs Herrn Fritschen. Hier werden sowohl die beschriebenen Pläne als auch die Folgen für Findorff näher erörtert. Nehmen Sie teil, das ist unkompliziert über den folgenden Link möglich: https://global.gotomeeting.com/join/443694325. Sie können sich auch telefonisch einwählen: +49 721 9881 4161, Zugangscode: 443-694-325. So haben Sie ganz persönlich die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren und auch Ihre Meinung deutlich zu machen.

 

Nutzen Sie diese Gelegenheit!

 

Anja Wohlers ist vor gut 24 Jahren mit ihrer Familie nach Findorff gezogen. Seit 2003 ist sie als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen im Findorffer Beirat und seit 2019 Beiratssprecherin. Sie engagiert sich neben ihrer Tätigkeit in der Erwachsenenbildung ehrenamtlich im Beirat, weil »es oft Spaß macht, Prozesse mitzugestalten, es manchmal aber auch wichtig ist, Fehlentwicklungen gemeinsam zu verhindern.«


 

Geschrieben im Dezember 2020, FotoTanja Brockshus 

 

Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Schreiben Sie uns einen digitalen Leserbrief. Mehr...

 

Für alle, die auch möchten, dass das Angebot der Recyclingstation Findorff für den Bremer Westen in vollem Umfang erhalten bleiben soll, gibt es jetzt noch bis zum 5. März 2021 eine aktuell gestartete ePetition für die Bremer Bürgerschaft, die man in weniger als einer Minute online unter zeichnen kannn: https://petition.bremische-buergerschaft.de

 

Dokumentation


Unter der Überschrift »DBS-Pläne überzeugen nicht« schreibt der Weser Kurier über die letzte Sitzung des Beirats Findorff: »In Findorff sei man über die Pläne »nicht begeistert.« https://www.weser-kurier.de/bremen

 

»Ein »verbessertes und kundenfreundlicheres Leistungsangebot«, das »verbesserte Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeitenden« schafft.« www.e-mag.press/brancheninfo

 

»In einigen Stadtteilen und den dazugehörigen Beiräten ist der Unmut groß, weil Öffnungszeiten oder das Angebot reduziert werden.« Kommentar zu Recycling-Stationen im Weser Kurier: www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt

 

»Entsorgung in der Hansestadt: Der neue Plan für Recyclingstationen in Bremen.« Artikel im Weser Kurier: www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt