WIE MAN ERZIEHERIN BEI »FAMILIEN IN FINDORFF E.V.« WIRD


Am Anfang hat man noch Welpenschutz.

fif Familien in Findorff Bremen Kita Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen

FINDORFF GLEICH NEBENAN war bei Fabienne, Marta und Ricarda in einem Kindergarten von »Familien in Findorff e.V.« in der Herbststraße in Findorff zu Besuch. Alle drei haben sich für den Beruf der Erzieherin entschieden. Warum ? Ansprechpartnerin für die praxisintegrierte Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin ist übrigens Ulrike Schönig. Mehr unter »Kontakt« auf www.familien-in-findorff.de

 


Wir sind heute bei Fabienne, Marta und Ricarda in einem Kindergarten von »Familien in Findorff e.V.« in der Herbststraße zu Besuch. Ihr habt euch entschieden, Erzieherin zu werden. Warum ?

 

Ricarda: Ich habe schon immer sehr gern mit Kindern gearbeitet. Zuvor hatte ich schon in einem Schullabor gearbeitet und ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert. Nach dem Studium habe ich mich entschieden, etwas Praktisches zu beginnen. Ich finde es einfach schön, wie Kinder sich entwickeln – und dass man sie dabei unterstützen kann.

 

Fabienne: Bei mir war es ähnlich. Ich habe während der Schulzeit ein Praktikum im Kindergarten gemacht. Das hat mir gut gefallen. Ich habe auch ein FSJ gemacht. Danach habe ich angefangen zu studieren. Während des Studiums habe ich gemerkt, dass mir die Kinder fehlen. Ich habe das Studium abgebrochen und die Ausbildung zur Erzieherin begonnen. 

 

Marta: Ich bin ein Mensch mit einer ausgeprägten sozialen Ader. Ich wollte schon immer einen Beruf ausüben, in dem ich etwas für die Gesellschaft und für meine Mitmenschen tun kann. Die Arbeit mit Kindern macht mir große Freude. Aus diesen Gründen will ich Erzieherin werden.

 

Weshalb habt ihr euch für die Praxisintegrierte Ausbildung (PiA) zur Erzieherin entschieden ?

 

Fabienne: Mich hat an der rein theoretischen Ausbildung zur Erzieherin abgeschreckt, dass man zwei Jahre nur zu Schule geht – ohne Geld verdienen zu können. Gut an PiA als Praxisintegrierte Ausbildung ist, das man sofort praktisch im Kindergarten arbeitet. Auch gut ist: Es gibt eine Bezahlung. 

 

Ricarda: Bei mir war ein wichtiger Grund auf jeden Fall auch die Vergütung, weil ich schon eine eigene Wohnung hatte. Mit einer langen und unentgeltlichem Ausbildung hätte ich mich nicht finanzieren können. Wichtig finde ich zudem, dass man bei der PiA eigene Ideen in die Arbeit einbringen kann. Auch das gute Team bei »Familien in Findorff« spielt eine große Rolle.

 

Marta: Ich habe mich für PiA entschieden, weil es für mich wichtig ist, von Anfang an praktische Erfahrungen zu sammeln und zugleich Gelerntes direkt im Berufsalltag testen zu können. 

 

Wie ist die Bezahlung während Eurer Ausbildung ?

 

Fabienne: Im ersten Jahr bekam ich 920,00 Euro ausgezahlt. Das war schon sehr gut. Mittlerweile bin ich im dritten Jahr und bekomme um die 1.070,00 Euro netto Monatsgehalt ausgezahlt. 

 

Marta: Die Vergütung von Anfang an hat auch bei meiner Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt, da ich nicht mehr Zuhause bei meinen Eltern wohne und Festkosten habe. 

 

Marta, Du hast Deine Ausbildung zur Erzieherin im August begonnen. Warum hast du dich für die Praxisstelle bei »Familien in Findorff e.V.« entschieden ? 

 

Marta: Der pädagogische Ansatz von »Familien in Findorff« spiegelt meine Werte wider. Ich war sofort begeistert von den bewegungs- und kinderfreundlichen Räumen und dem Garten. 

 

Dein erster Tag in der Bärengruppe war am 28. August. Wie wurdest Du aufgenommen ? 

 

Marta: Mit einer einladenden, freundlichen und netten Atmosphäre. Die Kolleginnen haben mich als Mitglied im Team sofort akzeptiert und alle meine Fragen beantwortet. Die Kinder waren neugierig und offen. Sie haben sich sehr gefreut. 

 

Fabienne, bist du zufrieden mit dem Ausbildungskonzept ? 

 

Fabienne: Das Konzept gefällt mir sehr gut. Manchmal ist es zu der praktischen Arbeit in Vollzeit viel, was an Schulzeit noch oben dazukommt – aber es lohnt sich. Auch der Transfer ist sehr stimmig: Inhalte, die wir in der Theorie lernen, kommen auch in der Praxis vor. Das ist ein echter Aha-Effekt. Mit der Anleitung bei »Familien in Findorff« bin ich sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit ist auf Augenhöhe. Man wird gut miteinbezogen.

 

Ricarda, du hast deine Ausbildung zur Erzieherin bei »Familien in Findorff« bereits abgeschlossen und arbeitest seit zwei Jahren in einer Kindergartengruppe in Findorff im Verein. Weshalb bist du an deiner Ausbildungsstätte geblieben ? 

 

Ricarda: Ich bin bei »Familien in Findorff« geblieben, weil ich hier im Team sehr nette Kolleginnen habe. Ich weiß, dass wir uns alle gegenseitig unterstützen und ich immer Hilfe bekommen würde, wenn sie erforderlich wäre. 

 

Wie hast du dein erstes Berufsjahr als Erzieherin erlebt ?

 

Ricarda: Es war sehr aufregend. Am Anfang hat man noch Welpenschutz. Später trägt man selbst die Verantwortung. Aber wenn man mit der Zeit mehr Aufgaben übernimmt, gewinnt man immer mehr an Selbstvertrauen und Sicherheit. Es ist wirklich so: Man wächst mit seinen Aufgaben. 

 

Was ist in der pädagogischen Arbeit notwendig, damit ihr als Erzieherinnen einen guten Job machen könnt ?

 

Fabienne: Ganz wichtig: auf jeden Fall genug Personal.

 

 


Ja, es ist mein Traumberuf !

Was ist genug Personal ?

 

Fabienne: Wir haben in einer Gruppe mit acht Kindern zwei Fachkräfte und ich als Auszubildende bin dabei. Wenn alle da sind läuft es sehr gut. Aber wenn es Krankheitsfälle gibt und man bspw. in anderen Gruppen aushelfen muss, merkt man schon, dass in einer solchen angespannten Situation gewisse Dinge hintenüberfallen. Der Personalschlüssel sollte nicht so angelegt sein, dass davon ausgegangen wird, dass immer alle da sind. Diese »Kalkulation« widerspricht der Praxis. Daher sollte es im »Background« für den Notfall mehr Personal geben. Dieses Personal gibt es aber nicht und es ist auch nicht in Sicht. Vermutlich ist dieser fatale Zustand auch eine Frage des Geldes, weil alles über den derzeitigen Personalschlüssel zusätzlich finanziert werden muss. Zugleich haben wir eine schwierige Lage: Es gibt viel zu wenig ErzieherInnen. Zurück zur Frage.

 

Ricarda: Mich motiviert in meiner pädagogischen Arbeit sehr, dass man Freiheiten hat und eigene Ideen umsetzen kann. Ich glaube, sonst kann man nicht richtig dabei sein.

 

Marta: Ganz viel Empathie gehört natürlich ebenfalls dazu, aber auch Selbstsicherheit und Gelassenheit, um den Kindern das Gefühl zu geben, ein vertrauenswürdiger Erwachsener zu sein, der für sie da ist, um ihnen zu helfen und sie zu unterstützen. 

 

Was bietet »Familien in Findorff«, damit dies gelingt ?

 

Ricarda: Kreativen Freiraum und unser gutes Team haben wir schon erwähnt.

 

Marta: Die Atmosphäre bei »Familien in Findorff« zeichnet sich auch durch Offenheit und Akzeptanz aus. Man hat sofort das Gefühl, sich stets mit den KollegInnen und der Leitung austauschen zu können – und ich kann eigene Vorschläge einbringen. 

 

Ist Erzieherin euer Traumberuf ? 

 

Fabienne: Das Leben ist noch lang. Man weiß nie, wohin es noch führt. Mir gefällt der Beruf sehr gut. Aber man sollte sich bewusst machen: Es braucht gute Nerven. Man muss Lautstärke ertragen können. Manchmal wird es sehr anstrengend – aber zum heutigen Zeitpunkt sage ich: »Ja, es ist mein Traumberuf.«

 

Ricarda: Der Personalmangel macht die Situation seit Jahren schwierig. Wir sind fit und motiviert, aber wir kommen nicht selten an unsere Belastungsgrenzen. Ich kann nicht sagen, ob ich diesen Beruf mein Leben lang ausüben werde – und den Lärm mit fünfzig noch so aushalten kann wie heute.

 

Was wünscht ihr euch für die Zukunft in eurem Beruf ? 

 

Ricarda: Bessere Rahmenbedingungen durch mehr Personal.

 

Marta: Ich wünsche mir für die Zukunft die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln und zu verbessern – in einem hervorragenden Arbeitsklima mit Respekt, Innovationsfreude und Toleranz. 

 

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin RolfesInterview erschienen in Ausgabe Nr. 27, 2023

 

Familien in Findorff, Ausbildung, Kita, Findorff, Praxisintegrierte Ausbildung, PiA
Foto © Kerstin Rolfes, www.kerstinrolfes.de