KEVIN KERNEY IST REFERENT FÜR DIGITALE MEDIEN AN DER VOLKSHOCHSCHULE BREMEN


Digitalisierung hat viel mit Modernisierung zu tun.

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Kevin Kerney ist Referent für digitale Medien an der Volkshochschule Bremen und bereitet in Findorff die Zukunft vor. Für FINDORFF GLEICH NEBENAN sprach Dr. Peter Holz mit ihm über seine Aufgaben und Ziele. Weitere Infos auf www.vhs-bremen.de und www.vhs.cloud

 

 


Kevin, Du arbeitest am Standort Findorff in der Plantage für die Bremer Volkshochschule. Was genau sind Deine Aufgaben ? 

 

Ich kümmere mich um den Einsatz elektronischer Medien im Unterricht. Es gibt laufend neue Produkte. Ich recherchiere viel und gebe dann Anschaffungsempfehlungen ab. Außerdem bin ich für die Administration des Bremer Bereichs der »vhs.cloud« als unsere bundesweite Lernplattform zuständig.

 

Du gehörst auch zum Team »Online-Lehren und -Lernen« an der Bremer Volkshochschule. Womit seid ihr da beschäftigt  ?

 

Wichtig wähend Corona war, trotz diverser Einschränkungen den Menschen weiterhin Zugang zur Bildung zu gewähren. Wir haben versucht, existierende Angebote online anzubieten. Dafür mussten wir Verwaltungsprozesse neu definieren und unsere DozentInnen schulen, um sie für die Online-Lehre fit zu machen. Daraus entstand das Team. 

 

Kannst Du erläutern, wie Du den für viele abstrakten Begriff »Digitalisierung« in Deinem Arbeitsalltag mit Leben füllst ?

 

Digitalisierung hat viel mit Modernisierung zu tun. Es ist aber kein feststehender Begriff, sondern ein dynamischer Prozess. Ich versuche die Gewohnheiten und Vorerfahrungen der Menschen aus unterschiedlichen Generationen zusammenzufügen und einen Weg zu finden, der für alle sinnhaft und motivierend ist. Ich verstehe die Volkshochschule nicht als klassische »Schule«, in die man geht und in der man in einer Klasse sitzt, um einen bestimmten Abschluss zu erreichen. Sie ist für mich ein Ort der vielseitigen Begegnung. Gewohnheiten werden dabei sehr durch die technologische Entwicklung geprägt. Ich versuche Lerngewohnheiten mit innovativen Begegnungsformen zu verbinden.

 

Kannst Du ein Beispiel nennen ?

 

Ich arbeite an der Umsetzung von »Hybrid-Unterricht«, der seit Corona an Interesse gewonnen hat. Dieser Unterricht findet in Präsenz und online statt. Der ermöglicht Menschen, denen es nicht möglich ist, physisch im Unterricht vor Ort zu sein, stattdessen virtuell teilzunehmen. Damit die Teilnehmenden trotz der virtuellen Barriere ein Gefühl bekommen mitten im Geschehen zu sein, haben wir für diesen Zweck kürzlich sogenannte »Moving Cameras« angeschafft. Die folgen automatisch dem Dozenten oder der Dozentin, egal, wer gerade vor dem PC sitzt, im Raum steht und etwas erklärt oder an das Whiteboard schreibt. Mit Handbewegungen kann man sogar hinein- und herauszoomen. Das gibt den TeilnehmerInnen am heimischen Bildschirm das Gefühl, mit im Seminarraum anwesend zu sein.

 

 


Ich muss mich mit meinem Job identifizieren können.

 

Wie bist Du Referent für digitale Medien geworden ? 

 

An der Hochschule Bremen habe ich Medieninformatik studiert, mit einem Semester in Groningen. Nach dem Bachelor bin ich für den Master »Digitale Medien« an die Uni Bremen gewechselt. Aber so »straight forward« ging es dann für mich doch nicht. Mitten im Master hatte ich eine echte Sinnkrise. Wozu machst du das Ganze ? Wo willst du eigentlich hin ? Ich habe mir eine Auszeit genommen und mich meiner alten Ressource gewidmet: Musik und Komposition. Vor einigen Jahren wurde ich zu einem Workshop zur Gestaltung von Bildungsräumen in sozial schwächeren Quartieren eingeladen. Da saß ich zufällig neben der damaligen Direktorin der VHS. Ich erzählte ihr was ich so mache. Sie sagte, Vorträge zur Klangkunst könnten sie gut gebrauchen. Nach Sichtung meines Lebenslaufes wurde ich dann aber für die Digitalisierung und den Aufbau eines Kreativzentrums eingestellt, was mich sehr freute.

 

Was hat es damit auf sich ? Was ist Euer Ziel dabei ?

 

Wir gestalten in einem unserer Räume in der Plantage über zwei Etagen eine variable Lernumgebung, die mit moderner Technik ausgestattet ist. Diese eignet sich für ganz verschiedene Lernsituationen. Es gibt im unteren Bereich zwölf stationäre PC-Arbeitsplätze und einen PC für die DozentInnen, aber auch einen Bereich, in dem man umhergehen und sich an Stehtischen besprechen kann. Auf der oberen Ebene haben wir u. a. ein interaktives Whiteboard sowie einen Lounging-Bereich, in dem man in gechillter Atmosphäre Gelerntes »geistig verdauen« kann. 

 

Wie motivierst Du Dich für diese Arbeit ? Was treibt Dich an ?

 

Ich muss mich mit meinem Job identifizieren können. Nur dann kann ich die Leidenschaft aufbringen, die ich für meine Arbeit brauche. Meine Kreativität möchte ich der Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Ich will in erster Linie für Menschen arbeiten, nicht für Geld – und der generelle Auftrag der VHS, Bildungsangebote für alle günstig anzubieten überzeugt mich. Auch deshalb mache ich den Job sehr gern.

 

 

Interview: Dr.Peter Holz, Foto: Martin Bockhacker, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 24, 2022

 

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Foto © Martin Bockhacker, www.bildplantage13.de