Marlene Kurz hat für FINDORFF GLEICH NEBENAN den Mediengestalter, Werbetexter und Verleger Mathias Rätsch interviewt. Das Video zum Interview und mehr Informationen gibt es auf Findorffs lebendigsten Stadtteilportal unter www.findorff-gleich-nebenan.de und www.raetsch.de. Alle bisherigen Ausgaben von FINDORFF GLEICH NEBENAN finden sich auch online unter www.yumpu.com/user/FINDORFF.GLEICH.NEBENAN
Mathias Rätsch, Sie publizieren ein Stadtteilmagazin für Findorff. Was ist der Sinn eines Stadtteilmagazins ?
Sinn eines Stadtteilmagazins ist es, einen Stadtteil redaktionell in verschiedenen Facetten abzubilden, in diesem Fall Findorff, weil es ein interessanter und bunter Stadtteil ist – und weil ich hier lebe. Es geht darum, Menschen über Lokales zu informieren und es geht darum, interessante Menschen im Stadtteil vorzustellen. Das machen wir durch Interviews, weil ich überzeugt bin: Nichts ist interessanter als Menschen, die über sich selbst erzählen. Dafür ist FINDORFF GLEICH NEBENAN ein großartiger Türöffner. Wir haben aber auch eine Rubrik wie »Dorffklatsch«, in der lokale Meldungen zusammengefasst werden und wir haben Meinungsbeiträge wie die neue Kolumne »Der Stadtist«.
Wie finanziert man ein Stadtteilmagazin ?
FINDORFF GLEICH NEBENAN finanziert sich ausschließlich über Anzeigen und PR. KundInnen entscheiden sich, bei uns zu inserieren und PR zu schalten, um FINDORFF GLEICH NEBENAN für ihr Marketing als Werbeträger zu nutzen. Ich danke allen, die seit Jahren durch ihre Unterstützung jede für die LeserInnen kostenlose Ausgabe möglich machen. Clevere InserentInnen wissen, dass dieses Magazin eine hohe Reichweite im Stadtteil hat – durch eine gigantische Auflage von 10.000 Exemplaren. Davon verteilen wir 7.000 Exemplare in Briefkästen und ca. 3.000 über die »Hotspots«. Das sind bspw. Geschäfte, Supermärkte, Gastrobetriebe und Kultureinrichtungen.
Wie erreicht man AnzeigenkundInnen ?
AnzeigenkundInnen erreicht man über Akquise. Akquise ist ein sehr aufwendiger Vorgang – oder wie es Hans-Peter Schneider, Geschäftsführer der MESSE BREMEN & ÖVB-Arena, einmal formulierte: »Aggressives Abwarten bringt es nicht.« So ist es. Das heißt: Wir gehen aktiv auf bestehende und otentielle AnzeigenkundInnen zu. Viele Geschäftsleute kommen mittlerweile aber auch auf uns zu, weil sie wissen, dass sie bei uns sehr gut aufgehoben sind, wenn sie lokale Zielgruppen erreichen wollen.
Wie erreicht man möglichst viele LeserInnen ?
AnzeigenkundInnen ist als wichtige Entscheidungsgrundlage stets der Blick in unser Impressum zu empfehlen: Möglichst viele LeserInnen erreicht man über die extrem hohe Auflage für ca. 25.000 Menschen in Findorff. Zugleich betreibt der Findorff Verlag mit www.findorff-gleich-nebenan.de das lebendigste Onlineportal im Stadtteil. Stadtteilmarketing ? Das sind wir !
Kann man von einem Stadtteilmagazin leben ?
Man kann dann von einem Stadtteilmagazin leben, wenn man bescheiden lebt. Meine Tätigkeiten als Herausgeber sind aber nur ein Teil dessen, was ich mache. Ich habe eine weitere Existenz. Mit »Rätsch Communications« berate und betreue ich als Kommunikationsdesigner KundInnen für die Realisation von Internetpräsenzen, Printmedien, PR und Werbetexte.
Wieviel kann man mit einem Stadtteilmagazin verdienen ?
Das Magazin erscheint viermal im Jahr. Der Umsatz ist daher begrenzt. Ich bin aber zufrieden. Zusammen mit den Aufträgen als Mediengestalter hat man ein auskömmliches Einkommen.
Welche Aufgaben müssen erledigt werden, bis ein Stadtteilmagazin von den LeserInnen gelesen werden kann ?
Als Inhalte im Magazin sind Texte und Interviews zu erarbeiten. Eine gute Gestaltung ist unverzichtbar. Zugleich muss das Magazin als druckfähige Reinzeichnung umgesetzt werden, damit die Druckerei es drucken kann.
Wo kann man ein Stadtteilmagazin drucken lassen ?
Wir haben eine Online-Druckerei. Das funktioniert sehr gut.
Welche technische Ausrüstung ist erforderlich ?
Man braucht Dinge wie in jedem Büro. Dazu zählen ein Telefon und schnelles WLAN für schnellen Internetzugang. Als professioneller Mediengestalter, der ich von Haus aus bin, arbeite ich mit Grafik-Programmen wie »Indesign« und »Photoshop«.
Wieviele MitarbeiterInnen braucht man mindestens ?
Feste MitarbeiterInnen kann ich mir nicht leisten. Dafür ist das Magazin zu klein. Ich kooperiere mit freien MitarbeiterInnen im Bereich Text, wie mit Suse Lübker für »Supersuse«. Eine weitere ganz hervorragende Zusammenarbeit für die Fotoproduktion gibt es mit Kerstin Rolfes, die mit ihren wunderbaren Aufnahmen von Anfang an nahezu in jeder Ausgabe vertreten ist.
Welches Vorwissen sollte man mitbringen, um ein lokales Stadtteilmagazin zu erstellen ?
Wissen als Verleger eignet man sich auch im Prozess an. Ich bin ein Anhänger von autodidaktischen Vorgehensweisen. Was man auf jeden Fall sagen kann: Wer als Verleger ein Stadtteilmagazin für Findorff erstellt, sollte unbedingt auch im Stadtteil leben. Ich behaupte sogar: Wenn man nicht im Stadtteil vor Ort ist, kann man kein gutes Stadtteilmagazin machen, weil man nicht »nah dran« ist. Man sollte offen sein und ohne Vorbehalte mit Menschen kommunizieren können – so verschieden die auch sein mögen. Dann ist es immer noch ein hartes Stück Arbeit, alle drei Monate eine druckfrische Ausgabe zu produzieren. Das Tolle daran ist aber auch: Es macht gigantisch viel Spaß !
Interview: Marlene Kurz, Foto: Kerstin Rolfes, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 31, 2024