MANUELA GRATZ KOCHT LECKERE SUPPEN AUF DEM FINDOFFMARKT


I ch mache meine eigene Kochshow.

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Manuela Gratz steht an drei Tagen die Woche mit ihrer Suppenküche auf dem Findorffmarkt. Die begeisterte Köchin wurde 1963 in Rumänien in Bukarest geboren. Durch Heirat mit einen Deutschen ist sie nach Bremen gekommen. In ihrer raren Freizeit liest sie gern, geht ins Theater oder besucht Opern und Orchesteraufführungen. 

 


Manuela, essen die FindorfferInnen gern Suppen  ?

 

Ja, das sind so. An jedem Markttag kommen zu mir zwischen sechzig und hundert Leute, die bei mir

Suppen kaufen.

 

Ich mag besonders die Hochzeitssuppe, die du in deinem mobilen Wagen kochst. Was ist da drin, dass die so lecker  schmeckt  ?

 

Nun ja, das Rezept gebe ich nicht weiter. Aber Eines kann ich dir sagen, was da drin steckt: viel Arbeit   ! Und gute Zutaten stecken da natürlich drin.

 

Welche Suppen hast du noch im Angebot   ?

 

Ich habe zum Beispiel Erbsensuppe und die Serbische Bohnensuppe, die sehr beliebt ist. Im Sommer gibt es bei mir Kartoffelsuppe und Kartoffelcremesuppe. Ich habe Weißkohleintopf als Highlight am Samstag. Außerdem in Angebot: Chili con carne und viele weitere Suppen. Manchmal experimentiere ich auch, wenn ich ein neues Rezept ausprobiere. Wenn das Ergebnis gut ankommt, erweitere ich damit mein Angebot.

 

Aber es gibt ja noch mehr ...

 

Das stimmt. Bei mir gibt es auch Hühnerfrikassee, Kasseler mit Sauerkraut und Milchreis.

Was ist das Salz an der Suppe   ? Oder anders gefragt: Was macht eine gute Suppe aus  ?

Ganz klar: Zeit. Wer versucht eine Suppe in 30 Minuten fertig zu bekommen, bekommt nie eine gute Suppe. Eine gute Suppe braucht viel Zeit. Das ist genau wie bei einer Bolognese. Eine Bolognese hört sich als Gericht so einfach an, aber auch eine gute Bolognese richtig und geschmackvoll zuzubereiten dauert. 

 

Wie bereitest du die Suppen vor   ?

 

Das passiert vor Ort auf dem Findorffmarkt – und ich mache meine eigene Kochshow direkt vor den Nasen der KundInnen.

 

Wie bist du zum Kochen gekommen   ?

 

Kochen war schon immer eine alte Liebe von mir. Kochen hat mich immer begeistert – und da habe ich mir gesagt, warum nicht aus dem Hobby einen Beruf machen. Ich habe Kochkurse belegt. Ich dachte mir: Die Leute haben die Schnauze voll von Fast-Food. Ich mag die alte deutsche Küche sehr, die du bei mir bekommst. Deutsche Küche hat trotz anfänglich einiger Schwierigkeiten gleich gut funktioniert – und kommt bis heute sehr gut an auf dem Findorffmarkt. Ich bin meistens ausverkauft.

 

Seit wann stehst du in Findorff mit deinem Suppenmobil auf dem Findorffmarkt  ?

 

Ich bin seit sechs Jahren auf dem Findorffmarkt. Das weiß ich ziemlich genau: Gestartet bin ich am 18. Mai 2017.

 

Wir haben Inflation. Merkst du, dass die MarktbesucherInnen sparen – oder ist alles wie immer   ?

 

Manche KundInnen kaufen jetzt weniger. Einige Dinge, die ich brauche, sind dreimal teurer geworden. Ich gebe das aber nicht weiter, sondern suche einen Ausgleich. Ich möchte aber nicht die Mengen verkleinern oder die Qualität reduzieren. Meine Kundinnen sind Qualität gewohnt. Also muss ich durchhalten, bis sich die Lage wieder beruhigt. Ich bin ein optimistischer Mensch. Ich habe auch kein Haus mehr voller Kinder, die ich ernähren muss. Wenn das so wäre, wäre die Lage kritisch.

Allein für mich selbst verantwortlich zu sein kann ich es mir leisten auf bessere Zeiten zu hoffen.

 

Was bedeuten die Buchstaben PF, die man auf Deinem Suppenwagen lesen kann   ?

 

Das heißt natürlich »Perfekte Frau«. (lacht)

 

Ich hätte gedacht, PF steht für Powerfrau   ?

 

Okay, es steht für beides. Wenn dich deine Aushilfe einfach im Stich lässt, machst du irgendwann alles alleine – und du wirst automatisch zur Powerfrau.

 


Selbstverständlich gibt es bei mir auch Sommersuppe !

Wie lange ist so ein Markttag ? Wann geht der für dich los und wann hast du Feierabend  ? 

 

Ich stehe um drei Uhr nachts auf. Auf dem Markt bin ich gegen vier. Der Aufbau dauert nicht lang. Wenn alles aufgebaut ist fange ich an zu kochen. Feierabend ist unterschiedlich. In der Woche ist das um 15:30 Uhr und am Samstag um 17.30 Uhr. Eine Stunde später bin ich zuhause. Das ist ein langer Tag.

 

Kann man das Suppenmobil auch außerhalb der Markttage buchen – zum Beispiel auf Stadtteilfesten  ?

 

Auf jeden Fall. Ich habe schon für Hochzeiten und Beerdigungen gekocht. Man kann mich einfach vor Ort ansprechen. 

 

Dein Akzent verrät dich: Du bist nicht in Bremen geboren   ?

 

Ich bin in Rumänien in Bukarest geboren.

 

Was hast du gemacht, bevor du »Suppenkönigin« wurdest   ?

 

Ich habe Technische Zeichnerin gelernt, aber ich habe diesen Beruf nicht wirklich geliebt. Immer im Büro sitzen ist nichts für mich. Ich bin ein Mensch, der ständig »Action« haben muss. Also habe ich angefangen in einem Hotel an der Rezeption zu arbeiten. Irgendwann habe mich in Bukarest mit einem Bistro selbstständig gemacht. Die Selbständigkeit hat mich sehr erfüllt. Später habe ich einen deutschen Mann geheiratet und kam nach Deutschland. Ich habe hier in der Gastronomie gearbeitet. Meine letzte Arbeitsstelle war »Hermanns Post«, ein sehr gutes Restaurant. Aber das Geld hat nicht gereicht. Also habe ich mich auch in Deutschland selbstständig gemacht. 

 

Was sollte man im Juni bestellen   ? Gibt es eine Sommersuppe   ?

 

Aber selbstverständlich gibt es bei mir auch Sommersuppe   !

 

Was war dein lustigstes KundInnenerlebnis   ?

 

Während der Pandemie hatte ich eine »Corona-Suppe« im Angebot, weil ich diese schlimme Zeit meiner Kundschaft »versüßen« wollte. Ein Kunde fragte mich »Kriegt man Corona davon  ?«  

 

Was möchtest uns noch auf den Weg mitgeben ?

 

Ich möchte, dass meine KundInnen zufrieden sind und mir treu bleiben, so dass ich mein kleines Geschäft noch bis zur Rente weiterbetreiben kann – und alle sollen gesund bleiben. 

 

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Mathias Rätsch, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 26, 2023

 

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Foto © Mathias Rätsch, www.raetsch.de