SYBILLE Kornitschky ÜBER DEN NEUSTART DER »jazzahead!« VOM 14. APRIL BIS 1. MAI


Mein Optimismus ist »never ending«.

Joka Rap Rapper Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen

Sybille Kornitschky ist seit der Gründung 2006 Projektleiterin für die Musikfachmesse und das Festival »jazzahead !«. Schulzeit und Studium haben sie in jungen Jahren insbesondere nach Frankreich geführt. Nach einer spannenden Zeit als Lektorin in einem Buchverlag in Köln ging sie für die neue Aufgabe nach Bremen. Die »jazzahead !« wurde 2019 zur Europäischen Kulturmarke des Jahres ausgezeichnet und findet vom 14. April bis zum 1. Mai 2022 statt. Ausführliche Informationen und alle Konzerte gibt es unter www.jazzahead.de

 


Der weltweit größte Branchentreff des Jazz hat 2021 nur virtuell unter dem Motto »Close together from afar!« stattgefunden. Wie empfanden Sie als Projektleiterin die »jazzahead !« als Messe und Festival ausschließlich auf digitalen Wegen ? 

 

Die Entscheidung, rein digital zu produzieren, war nie unser Wunsch. Die Messe hat am Ende mit ca. 1.000 TeilnehmerInnen hervorragend funktioniert. Das Festival nur online statt live vor Ort würden wir so nie wieder machen wollen.

 

Unter dem Motto »together again« soll es in diesem Jahr vom 14. April bis zum 1. Mai endlich wieder live vor Publikum losgehen. Wir führen dieses Interview im Februar. Wie überzeugt sind Sie davon, dass die »jazzahead !« wie früher stattfinden kann ?

 

Absolut sicher kann man sich tatsächlich nie sein, aber ich lege jetzt erst recht einen trotzigen Optimusmus an den Tag. Mein Team und ich arbeiten jeden Tag dafür, dass es passieren wird.

 

Wie gehen Sie mit der latenten Planungsunsicherheit um ?

 

Der ungewisse Zustand kostet in der Vorbereitungsphase für eine Veranstaltung in dieser Größenordnung viel Zeit und Nerven. Konkret zu planen und zugleich ständig Alternativen bedenken und entwickeln zu müssen raubt einfach Energien.

 

Besonders die »Showcases« leben von Begegnung und ständigem Wechsel zwischen den Bühnen. Abstandsregeln werden vermutlich weiterhin bleiben. Wird die »jazzahead !« in diesem Jahr nur für FachbesucherInnen zugänglich sein – oder können alle Jazz-Fans teilnehmen ?

 

Stand heute gehen wir davon aus, dass die »Showcases« als das Eldorado des Jazz nur für Fachpublikum zugänglich sein werden.

 

Im Vorfeld haben Sie mir erzählt, dass für alle BesucherInnen ein Musikzelt auf der Bürgerweide geplant ist ...

 

Das Zelt soll für alle sein, also nicht nur für registrierte FachbesucherInnen. Wir werden auch einige Showcases-Konzerte ins Zelt übertragen. Darüber hinaus planen wir ein fantastisches Live-Programm am Freitag- und Samstagabend parallel zur Messe. Festival-Feeling mitten in Findorff, das hatten wir lange nicht mehr.

 

»Die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden«, ist ein Zitat von Alexander Solschenizyn. Locker formuliert, aber stimmt der Satz angesichts der Situation der letzten Monate ?

 

Definitiv. Genauso ist es.

 

Waren Sie manchmal verzweifelt angesichts der wenig erfreulichen Rahmenbedingungen in den letzten zwei Jahren – oder sind Sie jederzeit ein optimistischer Mensch, der macht ?

 

Mein Optimismus ist »never ending«. Hätte ich als verantwortliche Projektleiterin diesen unverwüstlichen Optimismus nicht, würde die »jazzahead !« nicht das sein, was sie heute ist.


Von den vielen Konzerten, die wir veranstalten, bekomme ich während der »jazzahead !« leider kaum etwas zu hören.

Die Kunst der Improvisation ist ein wesentliches Merkmal des Jazz. Wie oft mussten Sie in letzter Zeit improvisieren ?

 

Permanent und im besten Sinne des Wortes. Improvisation heißt für uns nicht »irgendetwas irgendwie zusammenkitten«. Improvisieren heißt für uns, sich immer wieder auf völlig neue Situationen einzustellen und dann im jeweiligen Moment zu reagieren. 

 

Wie erleben Sie die Situation der KünstlerInnen, Agenturen, Verlage und Festival- und ClubprogrammmacherInnen ? 

 

Die Situation ist für alle extrem schwierig. Tatsächlich kann derzeit noch niemand Bilanz ziehen, was die Zeit der Pandemie mit der Szene gemacht hat, in der wir unterwegs sind und mit der wir zusammenarbeiten. Wir sind ja auch noch mittendrin. Klar ist: Es wird, trotz Förderprogrammen und Hilfsgeldern, die irgendwann zu Ende gehen, am Ende viele VerliererInnen geben. 

 

Schauen wir optimistisch auf den kommenden Frühling und gehen wir davon aus, dass die »jazzahead!« wie geplant stattfinden wird. Was haben wir zu erwarten ?

 

Musikalische Highlights aus unserem Partnerland Kanada, wie die Festivaleröffnung mit Erin Costelo im Theater Bremen oder das Galakonzert in der »Glocke« mit Laila Biali und Malika Tirolien. Natürlich die CLUBNIGHT in über 20 Spielstätten, dieses Mal allerdings mit neuem Ticket-Konzept. Und erstmalig die Austragung des Deutschen Jazz Preises im »Metropol Theater Bremen« mit einem besonderen Konzertabend, für den es auch Tickets geben wird.

 

Wenn der Stress vorbei ist: Wie entspannen Sie privat ?

 

Ich entspanne in unserem Garten und verbringe mehr Zeit mit meinen Töchtern und meiner Familie.

 

Jazz hören steht nicht mehr auf dem Programm ?

 

Im Gegenteil. Von den vielen Konzerten, die wir veranstalten, bekomme ich während der »jazzahead !« leider kaum etwas zu hören. Die Aufzeichnungen schaue ich mir hinterher an – privat zuhause auf Großleinwand und mit einer guten Flasche Wein.

 

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin RolfesInterview erschienen in Ausgabe Nr. 21, 2022

Sally Williams Travestie Travestiekünstlerin Schnürschuh Theater  Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen
Foto © Kerstin Rolfes, www.kerstinrolfes.de