THORSTEN VÜLLGRAF SPIELT ACOUSTIC BLUES & FOLK


Geld ist nicht mehr so wichtig.

Jörg Lochmon ist im Kulturzentrum Schlachthof mit zuständig für das Programm in Bremen Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen

Thorsten Vüllgraf kommt aus einem musikalischen Haushalt. Er hat schon als Kind angefangen zu musizieren. Nach Jahren der Berufstätigkeit als Ergotherapeut und Taxifahrer entschied er sich 2018 komplett auf die Musik zu setzen – aufgrund einer schweren Krankheit. Seitdem hat er zwei CDs veröffentlicht und auf zahlreichen Konzerten live gespielt. Auch 2024 wird man ihm auf etlichen Konzerten in Bremen und umzu begegnen. 

 


Thorsten, Du bist Musiker und Gitarrenlehrer. Wie bist Du zur Musik gekommen ?

 

Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie. Meine Eltern haben sich während eines Gesangsstudiums kennengelernt. Mein Bruder ist Berufsmusiker – und so kam auch ich unweigerlich zur Musik. 

 

Früher hast Du als Ergotherapeut gearbeitet. Machst Du diesen Beruf immer noch oder lebst Du mittlerweile ausschließlich von der Musik ?

 

Ich lebe mittlerweile komplett von der Musik.

 

Woher kam die Idee als Straßenmusiker zu arbeiten ?

 

Vor einigen Jahren hatte ich eine lebensbedrohende Krankheit. Wenn das Ende absehbar wird, wünscht sich niemand mehr, Zeit im Büro verbracht zu haben. Die Dinge kriegen dann

eine andere Gewichtung. Geld ist nicht mehr so wichtig. Die Beziehung zu den Liebsten hingegen wird viel wichtiger. Für mich war die Musik außerdem schon immer wichtig – und ich bin dann endgültig vor acht Jahren hauptberuflich zur Musik gewechselt.

 

Man kennt Dich auch in Findorff. Was magst Du daran, live am Findorffmarkt und in den Straßen aufzutreten ?   

 

Zunächst muss ich sagen, hier im Stadtteil am Findorffmarkt gibt es ein sehr wohlwollendes Publikum. Das war ja auch quasi alles der Situation mit Corona geschuldet, dass man dort sehr häufig war. Es gab einige Leute im Stadtteil, die mich als »Soundtrack vom Findorffmarkt« bezeichnet haben. Das war für mich echt eine Ehre. Die Freundlichkeit der FindorfferInnen schlug mir entgegen, und das nicht nur, weil die Leute gutes Geld in den Gitarrenkoffer geworfen haben. Manche brachten mir Blumen oder eine Flasche Wein vorbei. Manche servierten mir auch unaufgefordert einen Cappucino. Auch die umliegenden MarktbeschickerInnen, in deren Nähe ich stehe, müssen ja den ganzen Vormittag hören, was ich so produziere – und dass man mit denen so nett in Kontakt ist, ist wirklich schön.

 

Welche Instrumente kannst Du spielen ? 

 

Mein Hauptinstrument ist die Gitarre. Ich spiele aber auch ein bisschen Blues-Harp, wenn ich live auftrete. Ansonsten bin ich eigentlich über das Klavier zur Gitarre gekommen. Ich habe eine zeitlang Improvisationstheater mit dem Klavier begleitet. Dadurch bin ich wieder zur Musik gekommen. Dudelsack habe ich bei Bedarf auch noch im Angebot – und ein paar Flöten.

Von allem so ein bisschen, aber vor allem spiele ich Gitarre.

 


Ich habe für die Band »Karat« den Opener gemacht.

Wie reagieren PassantInnen, wenn sie Dich musizierend auf der Straße sehen ? Sind die FindorfferInnen spendabel ? 

 

Eigentlich sollte man über Geld nicht reden, aber es ist ganz spannend. Direkt nach Corona war es recht lohnenswert für mich. Mittlerweile ist das in Zeiten des Ukraine-Krieges und der Inflation vorbei. Von »lohnen« kann leider nicht mehr die Rede sein. Es geht eher viel um das Kontakten und Netzwerken, wobei ich hoffe, dass ich auch für Privatfeiern und als Gitarrenlehrer gebucht werde.

 

Hast Du einen Lieblingssong, den Du spielst ? Wenn ja: Welcher ist das und was magst Du an dem Song ? 

 

Natürlich mag ich die Songs, die ich selbst geschrieben habe. Die spiele ich sehr gern, weil die einen persönlichen Bezug zu mir haben. Ich habe zum Beispiel einen Song für meinen Bruder geschrieben, in dem ich im Text Szenen aus unserer Kindheit beschreibe. Diesen Song mag ich sehr gern, aber auch »Coffee & Wine« von Tim Lothar. Das ist ein Titel, den ich besonders mag. Der passt auch super zum Findorffmarkt, da ich ja ganz in der Nähe des Kaffeestandes spiele.

 

Welche Musikrichtungen spielst du ?

 

Ich spiele vorwiegend Acoustic Blues and Folk.

 

Du hast zwei CDs veröffentlicht. Verkaufen die sich gut ? 

 

Bei Konzerten verkaufen die sich recht gut: Wenn die Leute einen schönen Abend hatten greifen sie oft zu. Ansonsten kann man die Cds auch unter www.vuellgraf.de bestellen.

 

Was ist bisher Dein größter musikalischer Erfolg ?

 

Ich habe im letzten August auf dem Domplatz Festival in Verden für die Band »Karat« den Opener gemacht. Das war mit 1.200 Leuten ausverkauft – und schon recht aufregend für mich. 

 

Spielst Du nur in Bremen oder auch in anderen Städten ?

 

Ich spiele im Norddeutschen Raum im Umkreis von 100 Kilometern. Weiter entfernt wird es weniger lohnenswert, da man hohe Kosten für Anfahrt und Unterkunft hat.

 

Wo und wann trittst Du 2024 in Findorff auf ?

 

Wenn die Sparkasse am neuen Standort in der Admiralstraße öffnet, hoffe ich natürlich dabei zu sein. Ansonsten spiele ich momentan nicht direkt in Findorff, aber in Bremen steht noch einiges an Live-Auftritten an. Alle meine Konzerttermine kann man jederzeit aktuell auf meiner Internetseite nachlesen.

 

Interview: Marlene Kurz und Mathias Rätsch, Foto: Stephan Gröger, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 30, 2024

 

Thorsten Vüllgraf, Bluesmann in Findorff, Bremen und umzu
Foto © Stephan Gröger